Rückblick auf die Anwendung der Unterstützten Kommunikation im Beatus-Heim

Im Beatus-Heim werden seit gut zweieinhalb Jahren Piktogramme zur Unterstützung der Kommunikation mit den betreuten Menschen angewendet.

Rückblickend zeigt sich, dass jeder von uns betreute Mensch unterschiedlich auf die Anwendung der Piktogramme reagiert und einen eigenen Umgang damit finden kann. Die Kommunikation über Piktogramme funktioniert in der Regel nur bei individuell angepasster Nutzung. Eine allgemeine Beurteilung von Piktogramm-Anwendungen ist dem zu Folge nur bedingt sinnvoll. Was bei der einen Person zu Selbständigkeit und internalisierten Abläufen führt, zeigt bei einer anderen Person keinen Erfolg.

Trotzdem lassen sich über alle Wohngruppen und Werkstätte Tendenzen erkennen. Piktogramme als Hilfsmittel zur Strukturierung, Orientierung und als Entscheidungshilfen beweisen sich als besonders effektiv. Sie machen dem zu Folge auch den grössten Anteil der Anwendungsfelder aus. Der Bereich der Kommunikation über Befindlichkeit und Bedürfnisse ist noch ausbaubar. Wie kann dieser gestärkt werden?

Bei vermehrt grossem Interesse an der UK-Anwendung innerhalb der MA-Teams sind oft grössere Erfolge bei den betreuten Menschen spürbar. Unter anderweitiger Beanspruchung besteht die Gefahr, dass UK schnell vernachlässigt wird. Es ist deshalb wichtig, dass Mitarbeitende für das Thema sensibilisiert und interessiert werden und dass sie den Gewinn der durch die UK entsteht erleben können.

Die selbständige Nutzung des Metacom-Programmes zur Anwendung der Piktogramme ist eine Grundvoraussetzung, die in jedem Team vertreten sein sollte – insbesondere auch zur Nutzung der Ipads. So kann ein fruchtbares, sich ständig erweiterndes Kommunikationsnetz entstehen und das Interesse der Mitarbeitenden entfacht werden oder aufrecht erhalten bleiben.

Im Folgenden werden Anwendungsfelder beschrieben, die sich an den mehrheitlichen Erfahrungen orientieren.

Wo und wann bewähren sich die Piktogramme?

Folgende Instrumente haben sich bei uns bewährt:

– Mitarbeiterplan – Eine Wochentafel (Mo-Fr) zeigt mit Fotos der Mitarbeitenden, wer wann anwesend sein wird.
– Wochenplan/Infotafel im Eingang Hauptgebäude zeigt die gruppenübergreifenden Aktivitäten
– Tagesplaner visualisiert die Aktivitäten an einem Tag
– Ordnungssystem – für Küche, Kleiderschrank, Putzschrank etc.
– Thementafel visualisiert eine Auswahl an Begriffen zu einem Thema.
– Essenstafel  visualisiert eine bestimmte Auswahl an Nahrungsmitteln.
– Ferienplanung zeigt Wohngruppenspezifische Planung
– Erst-dann Tafel – ist ein Handlungsablauf reduziert auf zwei Tätigkeiten

Weiter UK-Hilfsmittel, die sich mehrheitlich bei uns bewährt haben:

– Time-Timer sind Uhren, bei denen die ablaufende Zeit sichtbar als farbige Form dargestellt wird
– Sprechstifte werden» besprochen» und geben so akustisch jederzeit Auskunft über ein Programm
– PORTA Gebärden Zeichensprache in 3D

Auswirkungen vom Einsatz der Piktogramme:

– Fördert die Selbständigkeit und Unabhängigkeit (Lingerie, Kerzenflora)
Die Unabhängigkeit der Betreuten ist mit Piktogrammen ausbaubar.
Die Betreuten orientieren sich an ihrem visualisierten Tagesablauf und sind so unabhängiger von den Betreuenden. Dies ermöglich z.T. unerwartet hohe Selbständigkeit.

– Ermöglicht mehr Flexibilität und Kommunikation unter den Betreuten (Lingerie),
Die Betreuten tauschen untereinander die verschiedenen Tätigkeiten, Ämtli, Arbeiten. Persönliche Bedürfnisse können so z.T.      selbständig vertreten und verwirklicht werden.

– Schafft Klarheit und informiert
Tages- und Wochenplaner sind überall da wo sie existieren und genutzt werden sehr beliebt, da die Information jederzeit überprüfbar und für jeden zugänglich ist.

– Strukturierung eines bestimmten Zeitraumes
Tagesplaner ermöglichen einen visualisierten Ablauf mit einem Anfang und einem Ende und schaffen so Vorhersehbarkeit. Der festgelegte Ablauf dient Betreuten, wie auch Betreuenden.

– Entspannung
Vorhersehbarkeit und Klarheit geben vielen Betreuten Sicherheit und tragen so massgebend zu entspannten Momenten bei.

– Auswahl, Entscheidungen treffen
Visualisierte Lebensmittel, Aktivitäten, usw. können eine persönliche Wahl erleichtern oder gar erst ermöglichen.

Wo, wann bewährten sich Piktogramme nicht?

Zusammenfassend zeigt sich, dass die UK-Methoden nicht grundsätzlich nach funktionierend und nicht funktionierend eingeteilt werden können. Bewährt sich eine UK-Methode nicht, kann dies diverse Gründe haben.

– Die falsche Methode wurde gewählt, die kognitive Entwicklung wurde zu wenig berücksichtigt, Betreute*r ist mit der Methode überfordert.

– Die Methode könnte sich allenfalls bewähren, sie wird jedoch nicht richtig angewendet, müsste allenfalls angepasst werden oder braucht längere Übungszeit, um sich internalisieren zu können.

– Das Interesse der betreuenden Personen an einer regelmässigen, konstanten Anwendung der UK-Methode ist massgebend entscheidend, ob diese erfolgreich sein kann. Fehlt das Interesse, zeigen sich auch keine Erfolge.

Simone Russi:
«Das Nicht-Funktionieren der UK-Sprache liegt immer an den Mitarbeitenden – nie an den Betreuten».

Stossrichtungen für die weitere Bearbeitung

An der UK-Sitzung vom 23.03.2021 (GL, HL, Marion) wurden Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsame Anliegen formuliert. Folgende Stossrichtungen für die Entwicklung von UK im Beatus-Heim wurden vereinbart.

Grundsatzkatalog
Allgemeingültige Anwendungsgrundsätze aus den bisherigen Erfahrungen heraus sollen innerhalb des Beatus-Heimes einen sinnvollen, hilfreichen Grundstein und Rahmen bilden, auf dem die Weiterentwicklung der UK aufgebaut werden kann.

Erfassung des kognitiven Potentials
Wo liegen die Kommunikationsmöglichkeiten der einzelnen Betreuten? Mit welchen Methoden kann das kognitive Potential noch besser erfasst und eingestuft werden? (SEED-Einstufung, Erfassungsmaterial von C.Mekouar, S. Russi)

UK-Koordination
Eine konstante Ansprechperson im Beatusheim ist für die Weiterentwicklung der intern angewendeten UK sinnvoll. Diese Person soll sich nun nach dem Erstellen der wichtigsten Piktogramme vertieft mit der UK-Thematik auseinandersetzen und möglichst viel und breit «UK-Know-How» sammeln (z.B. bei Fachberatungen mit S. Russi mit dabei sein), Metacom-Nutzung unterstützen, Teams begleiten, neue Mitarbeitende in Sinn und Zweck der UK einführen und die Anwendung der Tablets koordinieren.
Marion wird sich dieser Aufgabe weiterhin sehr gerne annehmen, wenn sie im Herbst 2021 zurück im Beatus-Heim ist.
Einmal im Monat wird wie bis anhin ein UK-Treffen im Rahmen der Gruppenleitersitzung sattfinden.
Für Fachgespräche werden wie bisher S.Russi /C.Mekouar beigezogen.